Zielsetzung des Vereins "Kleine Hände" hat sich gewandelt

Zum Wohl der ganzen Familie



Mit der Diskussion um den Paragraphen 218 fing im Jahre 1988 alles an. Einige Frauen schlossen sich in Jülich  zusammen, die mehr tun wollten, als nur reden. Sie wollten de Müttern helfen, die trotz schwieriger familiärer Situation und finanzieller Not „Ja“ zu ihrem Kind sagten. Eine dieser Frauen war Renate Hövelmann, die den Vorsitz der Vereins „Kleine Hände e.V.“ übernahm und zwölf Jahre inne hatte.

 

Recht früh stieß auch Marlene Samans dazu, die sich mit der Zielsetzung identifizieren konnten und sich auch heute noch engagiert einbringt. Eine Menge Not und Elend hat sie in dieser Zeit gesehen und sehr gut kann sie sich noch an ihren ersten „Fall“ erinnern. Der damalige Pfarrer Jürgen Fliege hat sie auf die Notsituation einer schwangeren Frau aufmerksam gemacht. Voller Elan machten sich die Mitarbeiterinnen ans Werk und mussten bald erkennen, dass es für sie noch viel  zu lernen gab.

 

Mit der Bereitstellung eines Kinderbettes oder eines Kinderzimmerschrank allein war es nicht getan. Die Frau brauchte Zuwendung und praktische Hilfe, allerdings auch eine gewisse Kontrolle. Sogar bei der Geburt des Kindes war Marlene Samans dabei. Heute weiß sie, dass sie die Sache damals recht blauäugig angefasst hat und hat ihre Lehre daraus gezogen.

 

Mittlerweile hat sich allerdings auch die Zielsetzung des Vereins geändert und ohne viel Federlesen wird dort geholfen, wo es notwendig ist. Da ist beispielsweise eine schwerkranke Mutter mit ihrem Kind. Um sie zu entlasten, finanziert der Verein eine Haushaltshilfe. Einem alleinerziehenden Vater, der bis an die Grenze seiner Kraft gegangen ist, wird zu einer so genannten „Mutter-Kind-Kur“ verholfen und einer allein erziehenden Mutter, die von Sozialhilfe lebt, ein Babysitter und eine Kinokarte bezahlt, damit sie auch einmal für einen Abend ausspannen kann.

 

Von den zahlreichen Spendern und Geldgebern, die die Arbeit unterstützen, hat Marlene Samans keine Angst, solche Ausgaben zu rechtfertigen. „Wenn es der Mutter gut geht, dazu trägt ein solcher Abend bei, profitieren auch die Kinder davon“, findet sie.

 

Damit hat sich der Verein schon ein ganzes Stück von seinen Anfängen entfernt, als es darum ging, schwangeren Frauen bei der Entscheidung für ihr Kind zu helfen. Mittlerweile sind die Kinder, die bereits geboren sind und das Wohl der ganzen Familie das wichtigste in der Vereinsarbeit.

 

Da gibt es beispielsweise die Jülicher Straßenkinder, denen man auf  Umwegen Hilfe zukommen lässt. Man hilft bei der Suche nach Tagesmüttern, versorgt sozial schwache Familien mit Kinderkleidung, Kinderwagen und Kinderbetten und alles was dazu gehört, zahlt schon einmal eine Stromrechnung und greift auch sonst finanziell unter die Arme. „Allerdings“, so betont die 2. Vorsitzende der „Kleinen Hände“, „Bargeld gibt es nicht.“ Finanzielle Zuwendungen werden nur in Form von Gutscheinen ausgegeben.

 

Mit der Zeit hat der Verein außerdem enge Kontakte zu den Jugend- und Sozialämtern geknüpft. Kindergärten, Schulen und Pfarreien suchen die Zusammenarbeit und auch bei den Ärzten der Stadt Jülich können die Mitarbeiterinnen des Vereins auf Hilfe rechnen. „Es ist unwahrscheinlich wie viel Unterstützung wir in der Stadt finden. Alle, die man braucht, helfen uns“, berichtet sie und weist darauf hin, dass der Verein besonders in den dunklen Monaten des Jahres gefordert ist. Im Jahresdurchschnitt sind es rund 80 Kindern, denen geholfen werden muss.

 

Und wenn es mal ganz dicke kommt? Wie geht Marlene Samans damit um?  „Dann setze ich mich einfach hin und heule, oder rede mir alles von der Seele – natürlich ohne Namen zu nennen“, gesteht sie. Dieses offene Ohr hat nicht nur sie, sondern das gesamte Vorstandsteam.

 

Es besteht aus der 1. Vorsitzenden Helga Klostermann, 2. Vorsitzende Marlene Samans, Kassiererin Elisabeth Hartmann, Dorothée Schenk, die für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, sowie Beate Jülicher und Paula Vogelsang, die die Kleiderstube im Jülicher Kulturbahnhof betreuen.

 

Sie ist jeden 1. und 3. Freitag im Monat von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Nicht nur Kleidung wird bei dieser Gelegenheit ausgegeben, viele der hilfesuchenden Frauen nutzen diese Gelegenheit auch zu einem Gespräch. Für die Zukunft wünscht sich Marlene Samans eine Lockerung des Adoptionsgesetzes und weniger Diskriminierung für jene Frauen, die sich entschließen, ihr Kind wegzugeben, damit es ihm besser geht.

 

Gerda Kròl, Jülicher Zeitung

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